![]() Die Menschen schweigen, der Stein hat beschlossen zu reden. ![]() 15 000 Goldobjekte erwecken die Thraker zum LebenFakten und Erkenntnisse![]() Die Thraker waren in der Antike eine indoeuropäische Völkergruppe aus zeitweise 90 Stämmen, die unter der Führung von Stammesfürsten und Königen standen. Sie besaßen keine eigene Schrift, aber ausgedehnter Handel verband sie mit der umliegenden Welt der Griechen, Perser, Skythen und weiteren Steppenvölkern, auch mit Kelten, Römern und sogar Ägypten. In der Weltpolitik und in der Machtverteilung hatten sie jedoch wenig Erfolg, weswegen sie in der Erinnerung heutiger Menschen kaum auftauchen. Der Grund für die Machtlosigkeit der thrakischen Stämme lag in dessen Uneinigkeit. Lediglich 450 v. Chr. kam es ein einziges Mal zur Bildung eines eigenen thrakischen Staates, als der König der Odrysen, Sitalkes, einen Großteil der Thrakerstämme einigen konnte. Homer bezeichnet Thrakien als 'Heimat schneller Rösser' und 'Mutter der Schafe', wo 'Lanzenträger' und 'Streitwagenkämpfer' sowie kampfeslustige und gefürchtete Stämme lebten. Unter den Griechen waren die Thraker vor allem als tollkühne Meister im Nahkampf gefürchtet. An was die Thraker jedoch glaubten und warum sie sich so tollkühn verhielten, kann man heute nur spekulieren. Vermutlich spielte ein Sonnengott, ähnlich dem griechischen Apoll, ein zentrale Rolle. Eine große Anzahl von Votivplättchen mit der Darstellung eines Reiters vor einer Schlange könnte auch Hinweise auf einen Reitergott des einfachen Volkes geben. Bisher ist aber noch nichts endgültig bewiesen. Von der thrakischen Religionsausübung wissen wir jedoch, dass sie in Geheimbünden mit strengen Riten organisiert war. Die Thrakerreligion mit seinem ausgeprägten und positiven Jenseitsglauben wurde in Felsenheiligtümern, in Höhlen und auf Bergen ausgeübt. Deshalb gehören thrakische Grabhügel, in denen die Herrscher und Stammesführer begraben wurden, auch zu den interessantesten und aufschlussreichsten Hinterlassenschaften dieses Volkes. Real zu sehen Man vermutet an die 15000 Grabhügel, die alleine im heutigen Staatsgebiet von Bulgarien verstreut liegen. Nur ganz wenige sind archäologisch erforscht worden. Doch dort, wo man Ausgrabungen durchgeführt hat, wurden sensationelle Goldschätze gefunden, die die Fachwelt mit Schliemanns Schatz des Priamos aus Troja vergleicht. Es wurde jedoch weit mehr Gold gefunden. Auch die Grabbauten selbst erstaunen, da sie zum Teil fast völlig unversehrt sind. Leider können aus finanziellen Erwägungen heraus, nicht alle Grabhügel überwacht werden, wodurch es zu zahlreichen Plünderungen kommt. Thrakische Funde im internationalen Antiquitätenhandel sind ein trauriges Zeugnis dieses Umstandes. ![]() Dies liegt unter anderem an der genialen Bauweise der Grabdenkmäler. Das Grabgebäude besteht aus großen hellen Kalksteinblöcken, die ohne Mörtel passgenau aufeinander gestapelt wurden. Nachdem der erste Verstorbene eines Familienclans zur letzten Ruhe gebettet wurde, nahm man eine rituelle Aufschüttung aus wasserundurchlässigem Ton vor, die das gesamte Bauwerk begrub. Lediglich der Eingang blieb frei. Innerhalb der nächsten 30-40 Jahre wurden immer wieder Verstorbene in die Gruft gelegt und durch weitere Aufschüttung über dem Grabdenkmal entstand mit der Zeit ein runder Grabhügel. In dieser Zeit diente die Grabkammer als Tempel, in der verschiedene kultische Handlungen durchgeführt wurden. Nachdem dann der letzte Verstorbene in die Grabkammern gelegt wurde, verschloss man den Eingang mit einer steinernen Schiebtür und schüttete den Hügel zu einem kreisrunden Gebilde auf. Durch Erdbeben und Grabräuber kam es bei einigen Grabhügeln zu großen Schäden. Andere wiederum haben die Jahrhunderte unbeschadet überstanden. Ein beeindruckendes Beispiel ist die Anlage in Sveshtari. Das dortige Königsgrab ist 7,50 breit und 6,50 hoch. Es besteht aus einem Korridor und drei weiteren Räumen, wobei jede Kammer mit einem eigenen Gewölbe versehen ist. Der Hauptraum ist mit Frauenreliefs symmetrisch verziert. Vor dem Körper des Fürsten stand eine vollständig erhaltene Steintür, die die Privatsphäre des Herrschers im Tod schützen sollte. Die zweite, kleinere Kammer war der Lieblingsfrau des Königs vorbehalten. In der dritten Kammer befanden sich seine Lieblingspferde. Nur mit einer Führung und gesichert durch eine silberne Panzertür kann das best erhaltene Grabmal in Sveshtari betreten werden (Führungen gibt es auch in deutscher Sprache). Plastiküberschuhe, die am Eingang verteilt werden, sind Pflicht und Fotografieren ist leider verboten. (Die Internetseite www.museumisperih.org, auf der weitere Informationen und Fotos eingestellt werden sollen, war im Sommer 2006 noch nicht aktiv.) Weitere Zeugnisse der Thraker ![]() Bei der Entdeckung spielte der Zufall ein Rolle, denn ein Wissenschaftler erkannte in der auffälligen Kette einer Bauersfrau, die ihr von ihrem Ehemann aus Fundstücken bei der Feldarbeit angefertigt wurde, die typischen Grabbeigaben eines thrakisches Königs. Diese und alle anderen thrakische Goldfunde aus ganz Bulgarien befinden sich zur Zeit (Sommer 2006) in einer Sonderausstellung in Varna. Doch auch wenn die Sonderausstellung weiterzieht, lohnt sich der Blick in die Schatztruhen des Archäologischen Museums in Varna, das auch eigene thrakische Goldfunde ausstellt. Weitere Zeugnisse thrakischer Besiedelung finden sich an sehr vielen Ausgrabungsstätten, allerdings sind die meisten Überreste nur schwer zu erkennen, da oftmals die Römer oder Osmanen ihre Festungen über alte thrakische Stätten gebaut haben. Zu sehen sind z. B. ein Königspalast der Thraker (nur noch Umrisssteine vorhanden) in Pliska, wo einst die erste bulgarische Hauptstadt stand. Dort wird auch gerade die größte Kirche Europas aus dem 9. Jahrhundert wieder aufgebaut, wobei brandneue Steine für die Rekonstruktion verwendet werden. Dies lässt die Touristen die zerstörten Gebäude zwar wieder als Gebäude wahrnehmen, aber der Flair der Geschichte geht dadurch verloren. Hier sehen Sie einige Impressionen von dem wirken der Thraker. (Java Script muss aktiviert sein)
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