![]() Wie oft sind es erst die Ruinen, die den Blick freigeben auf den Himmel. ![]() Hypogeum - älter als die PyramidenHistorie und Legenden5700 Jahre vor Christi Geburt siedelten die ersten Menschen auf Malta. Sie kamen über den Seeweg aus Sizilien und fanden eine menschenleere Insel vor, die wie zur Besiedelung geschaffen war. Sie brachten den Flintstein und Obsidian mit und waren mit diesen harten Steinwerkzeugen in der Lage, den weicheren Muschelsandstein der Insel zu bearbeiten. Damit erschufen sie in Generationen dauernden Zeiträumen Bauwerke und Kunstobjekte, die noch heute zu besichtigen sind. ![]() Erst 1000 Jahre später bauten die Ägypter die weltberühmten Pyramiden. Das berühme Stonehenge in England ist sogar noch weitere 1000 Jahre jünger. Damit finden sich auf Malta und der Nachbarinsel Gozo die ältesten freistehenden Bauwerke der Menschheitsgeschichte. Obwohl der erste Tempel (Ggantija) auf Gozo steht und auch der größte ist, findet sich auf Malta der Spektakulärste: das Hypogeum. ![]() Fakten und Erkenntnisse Man weiß praktisch Nichts von den Menschen dieser prähistorischen Epoche. Sie hinterließen keine schriftlichen Aufzeichnungen. Dafür fanden Archäologen in ca. 30 Ruinenanlagen kunstvolle Steinfiguren. Einige nur wenige Zentimeter groß, andere lebensgroß. Die Statuen sind weiblich und weisen übertrieben breite Hüften auf, was viele glauben lässt, dass eine Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde. ![]() Ob jedoch überhaupt etwas oder jemand angebetet wurde, ob die Ruinen Kultstätten waren oder einfach nur Wohnungen, Begräbnisstäten oder Lagerräume kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Dennoch deuten die Indizien auf Tempelanlagen mit Grabstätten und Ritualen hin, die Tieropfer und Orakelweissagungen durch Priester beinhalteten. Menschenopfer scheinen nicht Bestandteil dieser frühen Siedler gewesen zu sein. ![]() Die Kultstätten wurden von 4000 bis 2500 vor Christi mit einfachsten Werkzeugen erbaut. Wenn man bedenkt, dass das durchschnittliche Lebensalter in der Megalithkultur nur 25 Jahre betrug, kann man erahnen, wie viele Generationen an den Tempelanlagen gearbeitet haben müssen. Zum Spalten der Steine benutzte man trockene Holzpflöcke, die in Risse, Spalten und Löcher gesteckt wurden. Machte man dieses Holz nass, dehnte es sich aus und sprengte dadurch Steinblöcke ab, die anschließend mit Obsidianwerkzeugen bearbeitet wurden. Anfangs waren die Steine recht grob behauen. Später jedoch verwendete man viel Mühe und Zeit darauf, die Oberfläche zu glätten. Bei den inneren Wänden der oberirdischen Tempel aus dem weichen Muschelsandstein ging dies recht einfach. Doch zum Schutz vor der Witterung baute man um die inneren Wände herum eine Mauer aus hartem Sandstein, welcher viel schwieriger zu bearbeiten war. Ab 2500 vor Chr. verschwand dann diese Kultur plötzlich von Malta. Es gibt keine Zeugnisse von Bautätigkeit nach dieser Zeit. Warum diese erste Hochkultur aufhörte zu existieren, ist nicht bekannt. Real zu sehen Am Beeindruckendsten ist das Hypogeum (hypo=unter, gaia=Erde). Die Ruinen wurde beim Ausbau eines Hauses mitten in der Stadt gefunden. Nach der Entdeckung im Jahre 1902 verschwieg man die Existenz 3 Jahre, bevor 1905 dann die eigentlichen Ausgrabungen begannen. Man entfernte die Innenteile von vier modernen oberirdischen Häusern, ließ jedoch die Außenmauern stehen, so dass das unterirdische Hypogeum nun geschützt von Witterungseinflüssen freigelegt werden konnte. Da die Ausdünstungen von Menschen die Struktur und Oberfläche der Ruinen schädigen könnte, wurde ein striktes Besucherreglement eingeführt. In der mit Messgeräten überwachten Anlage werden kleinste Besuchergruppen über Metallstege geführt. Dabei werden einzelne Merkmale der Anlage jeweils nur für einige Minten sehr schwach ausgeleuchtet, auch um weitere Schäden zu vermeiden. Besucher müssen alle Taschen, Kameras und Handys abgeben, bevor sie eingelassen werden. ![]() Zu sehen ist ein dreigeschossiges unterirdisches Bauwerk, welches sich bis ca. 11 m unterhalb der heutigen Strassen erstreckt. Die oberste Etage ist die älteste und stammt aus den Jahren 3600 bis 3300 von Chr. Die unterste Etage, die man nur durch ein großes Guckloch sehen kann, wurde in den Jahren 3150 bis 2500 vor Chr. fertig gestellt. Man erschuf sie vermutlich, um Platz zu schaffen für weitere Tote, denn in den oberen Etagen fand man mehr als 7000 Skelette, so dass der Platz beengt zu sein schien. Man glaubt, dass die Toten nicht sofort ins Hypogeum gebracht wurdern, sondern erst nach der Verwesung ausgegraben und dann die Knochen nach einer Zeremonie in der unterirdischen Kultstätte zur letzten Ruhe gebettet wurden. Auf den rund 500 bis 800 qm Grundfläche finden sich in der oberen Etage eine zentrale Passage mit Begräbniskammern auf jeder Seite. Wenn neue Skelette eintrafen, wurden die alten einfach beiseite geschoben, um den Neuankömmlingen Platz zu machen. ![]() Man fand jedoch heraus, dass in einer der Kammern (Orakelraum) eine Nische im Felsen so angebracht wurde, dass tiefe Stimmen, die in diese Nische hinein sprechen, noch in entfernten Kammern als unheimliche Stimmen zu hören sind. Gleich daneben befindet sich eine Wandöffnung über einem tiefen Schacht, in dem zahleiche Töpferwaren und Steinfiguren gefunden wurden. Da diese nicht zerbrochen waren, vermutet man, dass der Schacht mit Wasser gefüllt war und die Gegenstände als Opferungen durch die Wandöffnung hinein geworfen wurden. Hier fand sich auch die beeindruckende Statue der schlafenden Dame. Weitere Highlights in der Umgebung Gut erhalten sind die Ruinen Ggantija auf Gozo. Aber auch bei der sehr viel kleineren Anlage Tarxien in Valetta auf Malta, nur wenige hundert Meter vom Hypogeum entfernt, kann man sich einen guten Eindruck von oberirdischen Tempelbauten verschaffen. In Tarxien kann der Besucher sich sogar die Steinkugeln ansehen, mit denen die tonnenschweren Steine transportiert wurden. Tarxien hatte früher eine Fassadenhöhe von 6 bis 8 Metern, was den damaligen Menschen, die nichts höheres als die Bäume um sie herum kannten, riesig erschienen sein musste. Man glaubt, dass nicht jeder in den Tempel durfte, sondern nur ausgewählte Personen und Priester. Im hinteren Teil gibt es Orakelöffnungen, vor denen die menschen der damaligen Zeit vermutlich standen und den Stimmen aus dem Inneren lauschten, wo die prister im Verborgenen saßen. Die Ruinen haben heute keine Dächer mehr, aber man glaubt, dass sie früher Dächer aus Holz hatten. Manche Ruinenwände verjüngen sich nach oben hin, so dass fast eine Art Kuppel entstand. Andere Elemente aus Holz waren vermutlich Tore, um nicht jeden einlassen zu müssen und Sichtwände, um die Rituale der Priester noch geheimnisvoller erscheinen zu lassen, wenn man durch die Holztrennungen nur die Geräusche hörte. Vor dem Tempel befindet sich eine große Steinplatte und davor eine kleinere mit zwei tiefen Löchern. Man glaubt, dass die große Schwelle einen symbolischen Übergang darstellen sollte. Opfertiere wurden vermutlich davor angebunden und geschlachtet. Das Blut wurde anschließend als Wiedergutmachung an die Erde in die zwei Löcher gegossen. Hier sehen Sie einige Impressionen von den Prähistorischen Zeugnissen auf Malta. (Java Script muss aktiviert sein)
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