
Glastonbury war einst eine Insel mitten im Marschland von Sommerset, dessen Inselstatus jedoch kaum noch zu erkennen ist. Dafür besticht die Gegend heute durch weitläufige, grüne Felder und Wiesen, die auf den typischen englischen Regen angewiesen sind. Durch diese Wetterbedingungen kann es in den frühen Morgenstunden zu aufsteigendem Nebel kommen, aus dem sich das Wahrzeichen von Glastonbury, The Tor, herausschält. In diesen Augenblicken erfährt man die ganze Mystik, der in der Literatur so facettenreich beschriebenen Ortschaft Avalon, wie z. B. im Buch ‚Die Nebel von Avalon‘ von Marion Zimmer-Bradley .
‚The Tor‘ ist eigentlich nur ein 150 m hoher Hügel, der von einem mittelalterlichen Turm gekrönt wird, den man über einen Serpentinenweg zu Fuß erreichen kann. Andererseits ist er viel, viel mehr, wenn man den vielen Besuchern glauben darf. Sie schwören auf die subtile magnetische Energiewirkung des Hügels, der angeblich das Zentrum der magischen Insel Avalon sein soll.
Einst war dieser Ort ein Zentrum megalithischer Kulte, der Sitz einer steinzeitlichen Muttergöttin auf Erden und ein Studienzentrum der keltischen Druiden. Schon seit mehr als drei Jahrtausenden soll Glastonbury als ein Pilgerort der ganz besonderen Art in Gebrauch sein. Ausgrabungen aus dem Jahr 1964 beweisen allerdings nur eine kultische Bedeutung seit 600 nach Chr.
Heute leben ca. 9000 Personen in der von Okkultisten, Mystikern, Heilern und magisch-kreativen Künstlern durchzogenen Stadt. Angespornt durch die Hippie-Bewegungen in den 60ern entstanden alternativ lebende Gemeinschaften, deren Nachfolger bis in unsere Zeit das Stadtbild prägen. Für New-Age-Anhänger ist Glastonbury der In-Ort schlechthin.
Fakten und Erkenntnisse
Bereits 1350 vor Chr. soll Glastonbury ein Ort der Zusammenkunft, auf jeden Fall ein Zentrum der keltischen Druiden gewesen sein. Aber auch christliche Spuren sind hier zu finden. So hat z. B. Joseph von Arimathia in Glastonbury die erste oberirdische und bewusst gebaute Kirche nach dem Tod von Jesus im Jahr 37 errichtet. Auch soll er den heiligen Gral im ‚Chalice Well‘ – einem druidischen Quellheiligtum – versteckt haben. Beweis für sein Wirken könnte der Dornbusch im Garten des Glastonbury Klosters sein, der angeblich aus seinem Wanderstab entsprungen ist. Tatsächlich stammt diese Pflanzenart nämlich aus dem heiligen Land.
Auf jeden Fall konnte in dem Kloster von Glastonbury (Glastonbury Abbey) das Grab von König Artus nachgewiesen werden – wohlgemerkt nur von dem historischen König Artus (obwohl auch dies von einigen angezweifelt wird). Zumindest wurden die Skelette eines übergroßen Mannes und einer blonden Frau (vermutlich Ginevra) gefunden.

Innenstadt
Das Flair von Glastonbury ist einzigartig.
Bedingt durch die zahlreichen Künstler mit ihren kleinen Geschäften, die vielen alternativen Restaurants, die großen Auswahl an Hellsehern, Kartenlegern, Pendlern und was es sonst noch alles an magischen Zünften gibt, erscheint dem Besucher die Innenstadt nahezu wie eine eigene mystische Kulisse. Sie zieht Touristen sowie Heilssucher in ihren Bann und lässt Skeptiker zweifeln.
Auch wer eher rational eingestellt ist, kann einen kurzweiligen Tag in Glastonbury verbringen.
Damals in den 90ern faszinierte mich ein kleiner Shop mit seinen fantasievollen Postern, von denen ich auch einige erstand. Ich dachte damals, es sei ein Geschäft wie jedes andere. Erst seit kurzem, als ich eines der Bilder näher betrachtete, las ich den Namen des Künstlers: Peter Pracownik und recherchierte ein wenig. Dabei erfuhr ich, dass er leider schon verstorben war, aber als Urgestein der esoterischen und künstlerischen Szene galt. Seine inspirierenden Motive setzte er in einzigartiger Weise um und prägte damit das Image von Glastonbury. Obwohl seine Poster nun schon gut 30 Jahre alt sind, haben die Motive ihre mystische Kraft nicht verloren und wirken so zeitlos und magisch wie in den 90ern. Danke an einen großartigen Künstler.
The Tor
Ein grüner Hügel, um den sich ein schweißtreibender Pilgerpfad schlängelt. Es gibt zwar eine Abkürzung über Treppen (Aufstiegsdauer bei zügigem Anstieg ca. 30 Minuten), aber diese nehmen wahre New-Age-Anhänger natürlich nicht. Denn nur wer sich die Mühe macht, den Hügel mühsam über 5 – 6 Stunden zu erklimmen, kann sich langsam auf die Erdenergien einstellen und die Kräfte in aller Ruhe auf sich einwirken lassen.
Dieser Serpentinenpfad soll die Erdschlange mit ihren Erdkräften symbolisieren, die ihre Schwingungen an den Wanderer weiterleitet. Aber vielleicht ist es ja auch nur die Ruhe und der Weitblick in die Umgegend, die ein Gefühl von Ausgeglichenheit und Einssein mit der Welt aufkommen lässt.
In entsprechenden Kreisen steht es jedoch unumstößlich fest, dass an diesem Hügel die mächtigsten Haupt-Kraftlinien ganz Englands zusammenfließen.
Oben angekommen bietet sich dem Auge nur ein unspektakulärer, offener Turm aus der Christenzeit, und zwar an der Stelle, wo früher angeblich das Tor zur Anderswelt der Feen und Elfen gewesen sein soll. Noch treffender kann sich das das Sprichwort ‚Der Weg ist das Ziel!‘ gar nicht bewahrheiten.
Übrigens ist der Turm der Überrest eines christlichen Klosters, dass angeblich durch die urheidnischen Erdkräfte im Mittelalter (vermutlich ein Erdbeben) zerstört wurde, da diese sich den Frevel einer Christenreligion auf dem Heiligsten aller ihrer Plätze nicht gefallen lassen wollten.
Glastonbury Abbey

Kennen Sie die romantisch verklärten Gemälde im Stil von Caspar David Friedrich? Dann wissen Sie, was Sie in den Ruinen von Glastonbury Abbey erwarten können. Inmitten grüner Rasen- und Moosflächen liegen verstreut die Reste des Klosters. Einblicke, Ausblicke und Momentaufnahmen, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Die historischen Gemäuer haben ihren eigenen Charme, denen sich kaum ein Besucher entziehen kann. Da wird die Grabplatte vom angeblichen König Artus Grab fast zur Nebensache.
Erstaunlich ist die Ruhe und Beschaulichkeit, die man trotz zahlreicher Touristen empfindet. Es ist ohne Zweifel ein Ort naturmagischer Kräfte und ein Ruhepunkt nach einem Bummel durch die Glitzermagie der vielen kleinen Läden in der Innenstadt.
Chalice Well

Nicht weit von Glastonbury Abbey entfernt, liegt das angebliche Versteck des Heiligen Grals. Mitten in einem wunderschönen, romantischen Garten (wenn dann mal die Touristen weg sind :-), liegt ein druidisches Quellheiligtum, bedeckt von einer ornamentalen Steinplatte, dessen Ringe die Verknüpfung des Sichtbaren mit dem Unsichtbaren symbolisieren. In der Quelle fließt rotes, eisenhaltiges Wasser, weswegen man auch von der Blutsquelle spricht. Das Wasser hat eine konstante Temperatur von 11 ° Celsius. Ob König Artus je hier gewesen ist oder der Gral wirklich hier versteckt war, wird sicher nie jemand beweisen können. Dennoch lohnt sich ein Besuch, denn auch hier sind die Erdkräfte spürbar.
Inspiriert von der Atmosphäre im Garten und diesem Deckel, malte ich untenstehendes Bild.

Ort: England| Glastonbury
Infos zum Zeitraum: unvergessen | schon etwas her (siehe auch die Erklärung auf der Seite „Zeitalter des Magisch Reisenden“)